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Sauberkeit mit System – Erfolgsfaktor Hygienemanagement in Lebensmittelindustrie und Gemeinschaftsverpflegung

vom 6. Juni 2025

Hygiene als Fundament für sichere Lebensmittel

Ob in der industriellen Lebensmittelproduktion oder in der Gemeinschaftsverpflegung – Hygiene ist weit mehr als ein Pflichtprogramm. Sie ist die unsichtbare Grundlage für Qualität, Sicherheit und Vertrauen. Ein funktionierendes Hygienemanagement schützt nicht nur Verbraucher vor lebensmittelbedingten Erkrankungen, sondern auch Unternehmen vor Produktrückrufen, Imageschäden und wirtschaftlichen Verlusten.

Dabei unterscheiden sich die Anforderungen und Herausforderungen je nach Branche: Während in der Lebensmittelindustrie oft technologische Komplexität und hohe Automatisierung dominieren, steht in der Gemeinschaftsverpflegung der direkte Umgang mit Menschen, großen Portionszahlen und kurzen Standzeiten im Fokus. Beide Bereiche brauchen ein starkes, praxistaugliches Hygienekonzept – aber in unterschiedlicher Ausprägung.

Rechtlicher Rahmen und Standards

Ein belastbares Hygienemanagementsystem (HMS) basiert auf gesetzlichen Vorgaben wie:

  • VO (EG) Nr. 852/2004 über Lebensmittelhygiene

  • Lebensmittelhygiene-Verordnung (LMHV)

  • Infektionsschutzgesetz (IfSG) (insbesondere für Mitarbeitende mit Lebensmittelkontakt)

  • Ergänzend: IFS Food, BRCGS, FSSC 22000 oder DIN 10514 (für Küchen und GV-Betriebe)

Diese Vorgaben fordern ein systematisches, risikoorientiertes Vorgehen – meist auf Basis des HACCP-Prinzips.

Bausteine eines wirksamen Hygienemanagements

Ein gutes Hygienekonzept ist kein starres Regelwerk, sondern ein lebendiges System mit folgenden Schwerpunkten:

1. Betriebshygiene

  • Reinigungs- und Desinfektionspläne

  • Zonenkonzepte und Hygieneschleusen

  • Hygienisches Design von Maschinen und Räumen

2. Personalhygiene

  • Händehygiene, Schutzkleidung, Zutrittsregelungen

  • Schulung und Gesundheitsbelehrungen gemäß § 43 IfSG

  • Verhaltensregeln im Krankheitsfall

3. Produkthygiene

  • Korrekte Lagerung, Verarbeitung und Trennung von Rohstoffen

  • Kühlkettenmanagement und Temperaturkontrollen

  • Hygienisches Arbeiten bei Verpackung und Ausgabe

4. Schädlingsmonitoring

  • Präventive Konzepte nach IPM (Integrated Pest Management)

  • Kontrolle, Dokumentation und Maßnahmen bei Befall

5. Hygienemonitoring und Wirksamkeitskontrollen

  • Abklatschtests, Luftkeimmessung, ATP-Schnelltests

  • Trendanalysen und kontinuierliche Überprüfung

Industrie vs. Gemeinschaftsverpflegung – zwei Welten, ein Ziel

Die Lebensmittelindustrie arbeitet häufig mit hochstandardisierten, automatisierten Prozessen, langen Haltbarkeiten und komplexen Lieferketten. Hier liegt der Fokus auf:

  • Validierung von Reinigungsverfahren

  • Steuerung technischer Prozesse (z. B. CIP, thermische Prozesse)

  • Auditsicherheit und internationale Normkonformität

In der Gemeinschaftsverpflegung hingegen stehen praktische Umsetzbarkeit, Personalführung und Zeitdruck im Vordergrund. Typische Herausforderungen sind:

  • Schwankendes Hygieneverständnis beim Personal

  • Hoher Zeit- und Kostendruck im Tagesgeschäft

  • Umgang mit sensiblen Zielgruppen (Kinder, Kranke, Senioren)

Beide Bereiche benötigen daher branchenspezifische Konzepte, Schulungsformate und Kontrollmechanismen – maßgeschneidert für die Realität vor Ort.

Schlüssel zum Erfolg: Schulung, Dokumentation, Kultur

Ein System lebt nur dann, wenn es verstanden und mitgetragen wird. Regelmäßige Schulungen, verständliche Anweisungen und eine gelebte Hygienekultur sind zentrale Erfolgsfaktoren. Führungskräfte müssen Hygiene nicht nur kontrollieren, sondern vorleben. Mitarbeitende müssen wissen, warum sie handeln – nicht nur, was sie tun sollen.

Ein starkes Hygienemanagement schützt nicht nur Verbraucher, sondern ist auch ein Wettbewerbsvorteil. Es sorgt für sichere Prozesse, rechtliche Absicherung und Vertrauen in die Marke. Ob Industrie oder Gemeinschaftsverpflegung – wer Sauberkeit mit System lebt, legt den Grundstein für langfristigen Erfolg.