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Verpackungssicherheit im Fokus: HACCP praktisch und normgerecht umsetzen

vom 24. Juli 2025

HACCP in der Verpackungsindustrie: Grundlagen, Standards und praktische Umsetzung

Die Herstellung von Verpackungen für Lebensmittelprodukte birgt große Verantwortung hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit. Verpackungen dienen nicht nur dem Schutz und der Haltbarkeit von Lebensmitteln, sondern können bei mangelhafter Hygiene oder fehlerhafter Produktion selbst zur Quelle von Kontaminationen werden. Das HACCP-Konzept (Hazard Analysis and Critical Control Points) ist daher essenziell für jeden Verpackungshersteller, der Produkte für die Lebensmittelindustrie produziert.

Warum HACCP in der Verpackungsindustrie?

Verpackungsmaterialien haben direkten oder indirekten Kontakt mit Lebensmitteln und können chemische, physikalische oder mikrobiologische Risiken mit sich bringen. Beispiele hierfür sind:

  • Chemische Migration von Druckfarben oder Klebstoffen
  • Physikalische Gefahren wie Fremdkörper (z.B. Glasbruch, Kunststoffsplitter)
  • Mikrobiologische Kontaminationen durch mangelnde Hygiene im Produktionsprozess

Die systematische Anwendung eines HACCP-Konzepts stellt sicher, dass Risiken identifiziert und kontrolliert werden, um eine Kontamination der Lebensmittel durch die Verpackung auszuschließen.

Die gesetzlichen und normativen Grundlagen

Diverse Standards fordern die Implementierung eines HACCP-Systems explizit für Verpackungsunternehmen. Besonders relevant sind:

  • BRCGS Packaging Materials
  • IFS Packaging Standard
  • ISO/FSSC 22000

Während alle drei Standards grundsätzlich das HACCP-Konzept fordern, unterscheiden sie sich in Details und Umfang:

  • BRCGS Packaging Materials fokussiert stark auf Produktsicherheit und fordert explizit eine umfassende Gefahrenanalyse sowie detaillierte Prozesskontrollen und Rückverfolgbarkeit.
  • IFS Packaging verlangt neben der klaren Strukturierung und Dokumentation der Gefahrenanalyse die konkrete Festlegung und Validierung kritischer Kontrollpunkte (CCP) und operative Präventivprogramme.
  • ISO/FSSC 22000 kombiniert das HACCP-Konzept mit Managementsystemanforderungen nach ISO 9001 und stellt somit höhere Anforderungen an die Integration in ein umfassendes Managementsystem.

HACCP-Konzept: Der Ablauf in der Praxis

Die Umsetzung eines HACCP-Systems für Verpacker erfolgt in folgenden sieben Schritten:

1. Gefahrenanalyse durchführen Hierbei werden alle potenziellen Gefahren für die Lebensmittelsicherheit systematisch bewertet:

  • Chemische Risiken (z.B. Migrationsgefahr)
  • Physikalische Risiken (z.B. Fremdkörper)
  • Mikrobiologische Risiken (z.B. Kreuzkontamination durch Mitarbeiter oder Maschinen)

2. Kritische Kontrollpunkte (CCP) identifizieren Typische CCPs in der Verpackungsindustrie können sein:

  • Kontrolle der Trocknungstemperatur von Druckfarben
  • Prüfung auf Fremdkörper mittels Metalldetektor oder Röntgen
  • Hygienische Verpackungskontrollen vor Versand

3. Grenzwerte für CCPs festlegen Grenzwerte definieren klar, wann ein CCP als kontrolliert gilt (z.B. Trocknungstemperatur min. 90 °C für 10 Sekunden).

4. Überwachungssystem für CCPs einrichten Hierbei werden Maßnahmen und Intervalle definiert, um die Einhaltung der CCPs regelmäßig zu prüfen und dokumentieren.

5. Korrekturmaßnahmen definieren Im Falle der Abweichung von CCP-Grenzwerten sind konkrete, sofortige und nachhaltige Korrekturmaßnahmen erforderlich, z.B. Nacharbeiten, Sperrungen oder Prozessanpassungen.

6. HACCP-System regelmäßig verifizieren Durch interne Audits und Managementbewertungen muss die Wirksamkeit des HACCP-Systems ständig bestätigt und angepasst werden.

7. Dokumentation erstellen und pflegen Alle Schritte und Ergebnisse müssen nachvollziehbar dokumentiert werden, da dies eine zentrale Forderung aller drei Standards ist.

Herausforderungen im operativen Tagesgeschäft

Die größten Herausforderungen in der Umsetzung des HACCP-Konzepts im operativen Alltag liegen oft in der Praxisnähe und Mitarbeiterintegration:

  • Mangelndes Verständnis der Mitarbeitenden über den Sinn und die Notwendigkeit der Maßnahmen.
  • Unzureichende Schulungen führen zu Fehlern bei CCP-Kontrollen oder Dokumentationslücken.
  • Fehlende Aktualisierung der HACCP-Pläne nach Änderungen in Produktionsprozessen oder Materialien.
  • Inkonsequente Dokumentation aufgrund fehlender Routine oder unklarer Verantwortlichkeiten.
  • Technische Probleme wie Fehlalarme oder Wartungsmängel an Überwachungseinrichtungen (z.B. Metalldetektoren).

Praktische Handlungsempfehlungen

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sollten folgende Handlungsempfehlungen umgesetzt werden:

  • Regelmäßige Mitarbeiterschulungen zum HACCP-System und den jeweiligen Standards (IFS, BRCGS, FSSC).
  • Einfache und klare Dokumentationstools einsetzen (digitale Systeme können hier hilfreich sein).
  • Klare Verantwortlichkeiten definieren und alle Mitarbeitenden in ihrer Rolle bei der Umsetzung aktiv unterstützen.
  • Regelmäßige interne Audits durchführen, um Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
  • Systematische Verifizierung und Aktualisierung des HACCP-Plans mindestens jährlich oder bei Veränderungen.
  • Implementierung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP), um systematisch Risiken zu reduzieren und Effizienz zu steigern.

Gegenüberstellung der Standards (IFS vs. BRCGS vs. ISO/FSSC 22000)

  • IFS Packaging:
    • Klar definierte Anforderungen an CCPs und Präventivprogramme
    • Starke Fokussierung auf die betriebliche Umsetzung und Audits
  • BRCGS Packaging Materials:
    • Sehr detaillierte Vorgaben zur Risikobewertung und Rückverfolgbarkeit
    • Breite Akzeptanz insbesondere im angelsächsischen Raum
  • ISO/FSSC 22000:
    • Integration von HACCP in ein umfassendes Qualitäts- und Lebensmittelsicherheitsmanagementsystem
    • Global anerkannter ISO-Ansatz, ideal für international tätige Unternehmen

Die Implementierung eines HACCP-Systems in der Verpackungsindustrie ist eine zwingende Voraussetzung für die Lebensmittelsicherheit. Standards wie IFS Packaging, BRCGS Packaging Materials und ISO/FSSC 22000 bieten einen klaren Rahmen und praxisorientierte Anforderungen, um dieses Ziel systematisch zu erreichen. Die proaktive Gestaltung des HACCP-Systems schützt dabei nicht nur Verbraucher, sondern auch das Unternehmen selbst vor wirtschaftlichen und rechtlichen Risiken. Weitere detaillierte Informationen und praxisorientierte Schulungen finden Sie im Seminar Grundlagen BRCGS Global Standard Packaging Materials.